Wie ich heute wieder feststellen konnte, haben die Meusdorfer Kater die klare Erwartungshaltung, daß die Straße nachts IHNEN gehört, und daß Radfahrer um sie herumzufahren haben. Unser Kater Leo sah das früher genauso. Leo gehörte zum Hausinventar, als ich mit meinem Mann nach Meusdorf kam. Meine Schwiegereltern zog es beruflich gen Stuttgart, und so überließen sie uns Haus, Garten und Miez. Der tiefschwarze hübsche Kater war damals schon 9, und so glaubten wir, daß man einen alten Baum nicht verpflanzt und er seine „paar Jahre“ noch gern und gut bei uns verbringen könne.
Leo wurde 22. Für Kater ist dies ein sehr bemerkenswertes Alter, und so hat er viele, viele Jahre unser Leben begleitet. Das letzte Jahr nahm er´s mit der Fellpflege nicht mehr ganz so genau und sah trotz unserer hehren Versuche, ihm gelegentlich ein bißchen Glanz und Gloria beizubringen, recht struppig aus. „Friedhof der Kuscheltiere“ nannten wir ihn liebevoll-despektierlich, wenn er mal wieder so langsam über die Straße ging, daß Nachbars bremsen und anhalten mußten. Leo ließ sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen. Gesegnet mit einem sehr gesunden Appetit und der Fähigkeit zu einem sehr, sehr forderndem Klagelaut, setzte er sich am Futternapf durch, doch ansonsten genoß er auch unter seinen Artgenossen den Greisenbonus. Hätte es Sänften gegeben, Leo hätte sich tragen lassen. Andere Kater (selbst wahre Raufbolde) ignorierten ihn irgendwann komplett und stiegen einfach nur noch über ihn hinweg, wenn er im Weg lag. Jedes Jahr dachten wir, es sei sein letzter Sommer. Wenn der alte Herr in der Sonne schlief, konnte ihn nichts und niemand stören.
Unvergessen bleibt das kleine Mädchen, das weinend vor unserem Grundstück stand, da sie glaubte, unser Kater, der einfach nur entspannt wie immer am Straßenrand lag und nicht gut aussah, sei überfahren worden und tot. Die Großmutter des Mädchens klingelte bei uns und überbrachte die traurige Nachricht, wir hatten Mühe sie davon zu überzeugen, daß der Kater, der nicht einmal gähnen wollte, im Rahmen seiner Möglichkeiten wohlauf sei.
Im Sommer 2012 wurde er 22 und lag auf den warmen Steinen und fand jedes sonnige Plätzchen, und wir hatten das Gefühl, er genießt auf seine ruhige, träge Art jeden Tag. Im Winter dann ist er eines Nachmittags einfach eingeschlafen, direkt hier neben mir auf meinem Schreibtisch, an dem ich gerade sitze. … Er hat ein Plätzchen unter dem Pflaumenbaum bekommen … und ganz oft scheint die Sonne drauf. …
Und jetzt ist Leo Löwenherz der Oberkater im Katzenwallhalla und schmunzelt ab und zu auf uns herunter, wenn wir gelegentlich in Menschenhektik verfallen. Unsere Tochter schaut sich oft das Foto von Kater Leo in unserer Vitrine an und freut sich über das Kätzle im Wohnzimmer 🙂 Viele Grüße aus dem Ländle nach Meusdorf
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