Ich habe den Überlandbus für mich entdeckt. Obwohl ich mit meiner vorher oft gepriesenen S-Bahn ganze 13 Minuten schneller am Ziel wäre, steige ich jetzt immer öfter um. Der Bus, mit dem ich in den Landkreis schaukele, startet direkt am Leipziger Hauptbahnhof. Am Bussteig warten miteinander manchmal 6, manchmal 8 Leute und keiner wirkt gehetzt. Mein Ticket kaufe ich immer direkt beim Fahrer, sage mein Reiseziel und schaue ihm dabei tief in die Augen, damit er´s glaubt, da ich fest davon ausgehe, daß sonst nie jemand dort aus- oder zusteigt, wo ich hinwill. Spätestens mit dem Ticket in der Hand kommt Klassenfahrtfeeling auf. Damen unbestimmbaren Alters besprechen alle Ge- und Verbrechen der Nachbarschaft und der Politik, Mütter schuckeln ihre Kinderwagen und tauschen dabei flüsternd Dinkelrezepte und ältere Herren lesen in der falschen Zeitung, daß irgendeine Blondine irgendwem die Liebe oder zumindest das Leben ruiniert hat. Bei jeder Kurve geht der Bus tief in die Knie und wiegt sich leicht in den Hüften. Irgendwann wird der Blick weit, die Felder gelb und wir sind aus der Stadt. Die Kinder sind müde und nicken ein, Herren, Damen und Mütter gähnen, der Bus tuckert beruhigend monoton und nur das Rascheln der Zeitung zeugt von Leben. … Und Du sitzt und schaust zum Fenster raus, wie alles vorbeizieht … Und vielleicht scheint die Sonne oder auch nicht, aber der Himmel ist immer da, und die Felder, und die Bäume… und man sieht Pferde und manchmal einen Milan. Und spätestens DANN hab´ ich ein seeligbreites Lächeln im Gesicht, und wenn ich aussteig´, weiß ich, der Tag wird grandios … Ich brauch´ kein Yoga… Ich fahr´ Bus. Übers Land. 🙂